Saterfriesisches Wörterbuch
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Keelde, ju

1. Kälte: 1.1 hie krimpt sik fon Keelde: er zieht sich vor Kälte zusammen. 1.2 deer sit Keelde in de Lucht; et wol riene: Kälte hängt in der Luft; es wird regnen. 2. Frostbeulen an den Händen oder Füßen: hie häd Keelde an do Hounde, do Fäite: er hat Frostbeulen an den Händen, den Füßen.

wöist

1. (Land) unkultiviert, öde: 1.1 wie wollen dussen wöiste Äkker unner dän Ploug kriege : wir wollen diesen unkultivierten Acker unter den Pflug bekommen. 1.2 dät Lound lait wöist tou : das Land ist öde. 2. erregt: die Boas häd n wöiste Rede heelden : der Chef hat eine erregte Rede gehalten. 3. kräftig, ungeschlacht, wuchtig: 3.1 dät is n aiske wöisten Käärdel; hie kon ju Keelde wäil/wül ou : das ist ein großer, ungeschlachter Bursche; er kann die Kälte gut vertragen. 3.2 n Wieuw so wöist as n Käärdel : ein Mannweib. hemmungslos und grob: 4.1 hie is wöist un häd sik goar nit in Gríep : er ist hemmungslos und hat sich überhaupt nicht in Griff. 4.2 wöist bale : Kraftausdrücke von sich geben; grob reden. unordentlich: dusse Komer lät wöist : dieses Zimmer sieht unordentlich aus. 6. gewaltig, außerordentlich, sehr: 6.1 ju is wöist dik : sie ist außerordentlich dick. 6.2 hie häd wöist fúul Jeeld : er hat sehr viel Geld.

were (a)

1. (+ sik) sich wehren; sich verteidigen: die Fäind waas tou kwästig, un wie kuden uus nit were : der Feind war zu mächtig, und wir konnten uns nicht wehren. 2. (+ sik) sich anstrengen; sich abmühen: 2.1 hie weert sik goud : er strengt sich an. 2.2 jo weerden sik, uum dät Ho fóar dän Rien in t Skäin ountoubrangen : sie mühten sich ab, um das Heu vor dem Regen in die Scheune hineinzubringen. 3. (+ sik) sich beeilen: were die! : beeile dich! 4. (+ sik) um etwas kämpfen: hie weert sik, dät hie die Eerste wädt : er kämpft darum, dass er der Erste wird. 5. schützen, beschützen: iek wüül/wiel dät oolde Wieuwmoankse fóar ju Keelde were : ich wollte die alte Frau vor der Kälte schützen. 6. abhalten: iek weerde min Brúur deerfon, dät oolde Húus tou koopjen : ich hielt meinen Bruder davon ab, das alte Haus zu kaufen.

truchluke

1. hindurchziehen (is): ju Keelde lukt twäärs truch dän Ruum truch : die Kälte zieht quer durch den Raum hindurch. 2. hindurchziehen: wie loken dän Strik truch dät Gat truch : wir zogen den Strick durch das Loch hindurch.

trilje

1. beben, zittern: 1.1 ju trilt fon Keelde : sie zittert vor Kälte. 1.2 do Bene trilje mie unner dän Buuk : die Beine zittern mir unter dem Bauch. 1.3 iek kuud deer nit juun trilje, so koold waas et: ich zitterte unaufhörlich, so kalt war es. 1.4 do Bäidene trilden fon Nood: die Kinder zitterten vor Angst. 1.5 iek lieg ap Bääd tou triljen, wiel iek so dieger Fäiver hiede: ich lag im Bett und zitterte, weil ich so heftiges Fieber hatte. 1.6 ju trilt as n Rääsk in n Poul Woater : sie zittert wie eine Binse in einem Teich. 2. schlottern: mien Kniebele trilden, as iek dät Rúur saag : meine Knie schlotterten, als ich das Gewehr sah. 3. vor Kälte oder Schmerz prickeln: (unpersönlich) et trilde mie ap de Häid : es prickelte mir auf der Haut. [engl. thrill]

triezelg/triezelhaftig

1. von unfestem Gang oder Stand; torkelnd, wankend, schwankend, taumelnd: 1.1 hie lapt/lopt tríezelg uur dän Dom : er läufend wankend über den Weg. 1.2 ju lapt so tríezelhaftig : sie läuft so schwankend; sie schwankt beim Laufen. 2. von unfestem Willen, wankelmütig. 2. zittern: fon Keelde triezelje : vor Kälte zittern, beben.

stieuw

1. steif: 1.1 oolde Bukke häbe stieuwe Houdene : alte Menschen sind eigensinnig. hie is so stieuw as n Peel : er ist so steif wie ein Pfahl. 1.3 stieuw stounden blieuwe: nicht zurückweichen; standhalten. 2. (Speise) fest, sämig; geronnen, nicht wässerig: 2.1 stieuw Íeten: Eintopf, Gemüse; feste Kost. 2.2 dusse Ouelje is stieuw un wol nit lope: dieses Öl ist geronnen und will nicht fließen. 3. genau, direkt: hie keek mie stieuw in do Ogene: er sah mir direkt in die Augen. 4. erstarrt: 4.1 ju Tunge stoant mie stieuw fon Toarst : meine Zunge erstarrt vor Durst. 4.2 mien Líede sunt stieuw fon Keelde : meine Glieder sind vor Kälte erstarrt. 5. fest, unbeweglich: 5.1 hie siet stieuw deer un kwaad niks : er saß unbeweglich da und sagte nichts. 5.2 iek mout deer stieuw bie dän Kroanke sitte : ich darf mich keinen Augenblick von dem Kranken entfernen. 6. (Ackerboden) schlecht durchgepflügt; hart. 7. gleich, unmittelbar: hie siet stieuw an mie : er saß gleich neben mir. 8. wortlos, ohne zu grüßen: hie ron stieuw an mie fóarbie : er lief an mir vorbei, ohne zu grüßen. 9. plump, schwerfällig: hie häd n stieuwen Goang : er hat einen schwerfälligen Gang. 10. starr, unverwandt: ju kiekede mie stieuw oun : sie sah mich unverwandt an. 11. still: du blifst stieuw hier sitten! : du bleibst still hier sitzen!

sniedend

schneidend, grimmig: sniedende Keelde : grimmige Kälte.

snapperje

klappern: do Tuske klapperje him fon Keelde : die Zähne klappern ihm vor Kälte.

skäärp

1. scharf: 1.1 ju Kiste häd skäärpe Kaanten : die Kiste hat scharfe Kanten. 1.2 skäärp moakje : schärfen, spitzen. 2. lüstern auf, verlangend nach: skäärp ap Jeeld un Macht : lüstern auf Geld und Macht. 3. verliebt: hie is skäärp ap dät Wucht : er ist in das Mädchen verliebt. 4. (Auge) scharf, stechend. 5. (Gewehr) mit echten Patronen geladen. 6. äußerst kritisch. 7. peinlich genau. 8. bündig: kuut un skäärp : kurz und bündig. 9. stark, dringend: iek häbe et him skäärp touboald : ich habe es ihm dringend empfohlen. 9. kurz entschlossen, wahllos, ohne sich lange zu besinnen: knap un skäärp liet hie sik fóarslo : kurz entschlossen ließ er sich vorschlagen . 10. (Pferd) mit Eisdornen unter den Hufeisen: do Houngste sunt skäärp ; wie konnen mäd him bie Froastweder uutfíere : die Pferde haben Eisdornen unter den Hufeisen; wir können mit ihnen bei Frostwetter ausfahren. 11. scharfäugig: iek kon skäärp kiekje : ich habe gute Augen, bin sehr scharfäugig. 12. pikant, würzig: ju Soppe is läip skäärp : die Suppe ist sehr pikant. 13. konzentriert: hie kon skäärp toanke : er kann konzentriert denken. 14. bissig: uus Möie häd n skäärpe Tunge : unsere Tante hat eine bissige Zunge. 15. (Kälte) schneidend: skäärpe Keelde : schneidende Kälte. 16. (Schnaps) mit hohem Alkoholgehalt: die Sluk uut Haselünne is nit so skäärp : der Schnaps aus Haselünne hat keinen so hohen Alkoholgehalt.

ruug

1. (Mensch) ungepflegt: 1.1 hie saag läip ruug uut: er sah sehr ungepflegt aus. 1.2 ruge Híere : ungepflegte Haare. 1.2 ruge Moarze : jemand, der mit seinen Kleidern und/ oder Gerätschaften schlecht, nachlässig umgeht. 1.3 ruug herumelope : schlecht angezogen sein. 2. roh, unbearbeitet, unbehobelt: 2.1 ju ruge Kaante fon t Brääd : die unbearbeitete Seite des Brettes. 2.2 n rugen Steen : ein unbehauener Stein. 2.3 hie häd dät Ruge ätter buten (wai) kíerd : 2.3.1 er wurde aggressiv und beleidigend. 2.3.2 er hat sich erbrochen. 3. (Raum) unaufgeräumt, durcheinander. 4. (Arbeit) grob, schwer: 4.1 Eedgreeuwen is ruge Oarbaid : Torfgraben ist schwere Arbeit 4.2. hie is uut t Ruugste : er ist aus dem Gröbsten heraus. 5. flüchtig, oberflächlich, nicht genau: ju häd do Bäidene ap t ruugste aphämmeld : sie hat die Kinder sehr flüchtig zurechtgemacht. 6. derb, grob, unbescheiden: 6.1 hie häd n ruge Uutsproake : er hat eine derbe Sprechweise. 6.2 hie boalt neen ruug Woud : er spricht kein böses Wort. 7. (Wetter) rau, stürmisch, unangenehm kalt: 7.1 nu is ju ruugste Keelde uut de Lucht : jetzt ist die schlimmste Kälte aus der Luft. 7.2 ruug Weder : stürmisches Wetter. 7.3 ruug frjoze : reifen; als Reif in Erscheinung treten. 8. unordentlich: deer gungt et ruug tou : dort geht es unordentlich zu. 9. rau, uneben, rissig: 9.1 ju Häid is mie so ruug : meine Haut ist so rissig. 9.2 ruug Lound : unebenes Land. 9.3 ruge Grúunde : rissiger Boden. 10. dicht behaart: ruge Bene : dicht behaarte Beine. 11. (Apfel, Birne) ungeschält: n ruge Pere : eine ungeschälte Birne.

Pukkel, -e, die

1. Körper: 1.1 hie häd n Pukkel ful Skeelden kríegen: er hat zahlreiche Schelten bekommen. 1.2 iek häbe dän Pukkel ful Keelde: ich bin ganz durchgefroren. 2. Rücken: 2.1 du hääst n fluggen Jikkel ap dän Pukkel: du trägst eine schöne Jacke. 2.2 iek häbe Piene in dän Pukkel: ich habe Rückenschmerzen. 2.3 hie hied neen Bukse uum dän Íers un neen Hoamd ap dän Pukkel: er hatte keine Hose um den Hintern und kein Hemd auf dem Rücken. 3. Buckel, Höcker; Rückgratverkrümmung. 4. kleine Bodenerhebung; Erhöhung im Gelände.

ouminderje

1. kränkeln, hinfällig werden (is): hie mindert ou : sein Zustand verschlechtert sich. 2. weniger werden (is): 2.1 do Hauke minderje ou : die Habichte werden weniger. 2.2 eerst hied hie mäd sien Weertshúus fúul Touloop, man nu mindert dät ou : zunächst hatte er viel Zulauf mit seiner Wirtschaft, aber jetzt wird das weniger. 3. (Strickarbeit) die Zahl der Maschen verringern und dadurch den Strumpf schließen. 4. herabmindern, reduzieren: die Kaptain minderde ju Foart fon dät Skip ou : der Kapitän reduzierte die Geschwindigkeit des Schiffes. 5. abflauen, nachlassen (is): die Stoarm mindert ou : der Sturm flaut ab. 6. erträglicher werden (is): ju Keelde mindert ou : die Kälte wird erträglicher. die Forderungen senken: bie t Bigin aaskede hie trietig Euro in ju Úre, man nu mindert hie dät ou : am Anfang forderte er dreißig Euro in der Stunde, aber jetzt senkt er seine Forderungen. vermindern: bie uus Koopmon sunt do Prieze fon Süvelweren stäärk ouminderd wuden : bei unserem Kaufmann sind die Priese von Milchprodukten stark vermindert worden.

meekriege

1. mitbekommen; als Ausstattung oder Mitgift erhalten, geschenkt bekommen: ju Bräid häd fúul meekríegen : die Braut hat viel geschenkt bekommen. 2. aufschnappen; zufällig sehen und/oder hören: hääst du meekríegen, dät sien Dochter ap uur Fout is? : hast du zufällig gehört, dass seine Tochter schwanger ist? 3. bewegen: hie kon do Fäite nit meekriege : er läuft mit Mühe. 4. verleumdet werden: bäte dän Rääg krigt hie wät mee : hinter seinem Rücken wird er verleumdet. 5. (unverheiratete junge Frau) einen Begleiter finden, der sie nach Hause bringt: ju häd bie de Bjorenge naan meekríegen : sie hat auf dem Fest keinen Begleiter gefunden, der sie nach Hause gebracht hat. 5. mitnehmen: dät Jeeld häbe jo fúunden un meekríegen : das Geld haben sie gefunden und mitgenommen. 6. (Vorrat) abnehmen; verbraucht werden: bie so n Keelde krigt dät Eed deer wät fon mee : bei solcher Kälte wird viel Torf verbraucht, nehmen die Torfvorräte stark ab.

litje (m., F.), litjet/littik (N.) (litjer, litste/ litjeste)

1. klein: 1.1 die litje Disk, ju litje Laampe, dät litje Húus; do litje Diske, Laampen, Húze : der kleine Tisch, die kleine Lampe, das kleine Haus; die kleinen Tische, Lampen, Häuser. 1.2 n Litjen níeme : einen (kleinen) Schnaps zu sich nehmen. ju häd wät Litjes kríegen : sie hat ein Kind geboren. 1.4 do litje Ljude: die Armen; die Menschen ohne Geld und Einfluss. 1.5 die litje Mon: der Durchschnittsmensch. 1.6 litje Hinnerk, litje Paula: Hinnerk, der Sohn vom großen Hinnerk; Paula, die Tochter von der großen Paula. 1.7 hie häd n Litjen bäte: er ist leicht betrunken. 1.8 litjer moakje: verkleinern. 1.9 bie dusse Keelde skäl uus Eed litjer wäide: bei dieser Kälte wird unser Vorrat an Torf abnehmen. 1.10 litjet biereke: klein beigeben. 1.11 litjet moakje: herabsetzen, demütigen. 1.12 hie wädt so litjet in do Ogene: seine Augen werden klein: er schläft uns ein. 1.13. bie litjen: allmählich. 2. kleinlaut: toumoal wuud hie heel litjet: plötzlich wurde er ganz kleinlaut.

apboarsten

aufgespalten: hiere Lippen wieren fon ju Keelde apboarsten : ihre Lippen waren von der Kälte aufgespalten.

jukejällig

1. nicht gerade; nicht lotrecht; schief, schräg: ju Múre stoant so jukejällig : die Mauer steht so schief. 2. verzogen: ju Sieddore fon dät Skäin is truch ju Keelde un ju Fuchtigaid jukejällig : die Seitentür der Scheune hat sich durch die Kälte und die Feuchtigkeit verzogen.

häide

1. aushalten, ertragen: wie häide ju Keelde, man ju Hatte nit : wir ertragen die Kälte, aber die Hitze nicht. 2. ausharren. [nl. harden]

grimsk

(Kälte) schneidend, grimmig: grimske Keelde: schneidende Kälte.

gries

1. grau: 1.1 aan foar n Griezen hoolde : jemanden zum Narren halten, zum Besten haben. 1.2 hie is gries fon Keelde : er ist grau vor Kälte.

fulhoolde

1. aushalten: dät Käizekällen hoolde iek nit moor loange ful : 1.1 die Zahnschmerzen halte ich nicht mehr lange aus. hie hielt ju Keelde in Murmansk nit ful : er hielt die Kälte in Murmansk nicht aus.

finnig

1. bissig, spitz, scharf: n poor finnige Woude rakt ju jädden fon sik : ein paar bissige Worte gibt sie gerne von sich. 2. klar denkend, aufgeweckt; trotz hohen Alters geistig rege: jo sunt ap hiere Oaler noch heel finnig : für ihr Alter sind sie ganz aufgeweckt. 3. schneidend: dät is dälig n finnige Keelde : das ist heute eine schneidende Kälte. 4. schlau, klug: n finnig Wucht : ein kluges Mädchen. 5. brauchbar; von guter Qualität: n finnig Soaks : ein gutes Messer.

epenspringe

1. zerbersten: ju Petälje is in ju Keelde epensproangen : die Flasche ist in der Kälte zerborsten. 2. (Naht) sich lösen, sich lockern: ju Näid is epensproangen : die Naht hat sich gelöst.

dúurje

1. dauern: dät dúurt noch trjo Jíer : das dauert noch drei Jahre. 2. sich frisch halten; dauerhaft sein: do Ap(p)ele konnen nit dúurje : die Äpfel können sich nicht frisch halten. 3. aushalten: 3.1 iek kon et fon Piene nit dúurje : ich kann es vor Schmerz(en) nicht aushalten. 3.2 iek kuud ju Keelde nit dúurje : ich konnte die Kälte nicht aushalten.

boarsterg

1. (Haut) rissig, gesprungen, spröde: mien Hounde sunt fon ju Keelde boarsterg wuden : meine Hände sind von der Kälte rissig geworden, haben Risse bekommen. 2. (Erdboden, Moorboden) et is so loange druug wezen, dät die Foan hier un deer boarsterg wuden is : es ist so lange trocken gewesen, dass das Moor hier und da rissig geworden ist. 3. (Holz, Mauerwerk) do Húusponnen sunt boarsterg wuden : die Dachziegel sind rissig geworden.